Da kam ein Engel vorbei und sagte: Du beschäftigtst dich aber sehr lange mit diesem Modell.
Gott fragte: Hast du die Kriterien gesehen, die dieses Modell erfüllen muss? Eine Mutter muss in der Lage sein mit brüllendem Kind auf dem Arm den Haushalt zu bewältigen. Oftmals kniet sie mit dem Baby an der Brust vor der Toilettenschüssel, um einem anderen Kind den Hintern zu wischen. Sie muss mit mehreren Kindern, Kinderwagen und vielen Einkaufstaschen den Heimweg schaffen und dabei noch die Kinder im Auge behalten und den Verkehr im Blick haben. Und das alles nur mit einer Tasse Tee und unterbrochenen oder kaltgewordenen Mahlzeiten. Sie ist 24 Stunden einsatzbereit und oftmals muss sie auch noch zusätzlich Geld verdienen. Eigentlich braucht sie mindestens 6 Paar Hände.
Der Engel schüttelt den Kopf: 6 Paar Hände, das geht doch nicht.
Es sind nicht die Hände, die mir Probleme bereiten, sondern die Augen.
Die Augen? Wieso das denn?, wundert sich der Engel.
Und Gott erklärte: Ein Paar Augen, um auf ihre Babies zu achten, wenn diese auf Erkundungsgang gehen, eines, um die Schulkinder auf ihrem Weg zu beschützen und eines um einem weinenden Kind zu versichern: Es wird alles wieder gut! Auch wenn sie manchmal weiß, dass es so nicht immer stimmt.
Gott!, sagte der Engel: Mach doch erst mal Pause, dann kannst du immer noch weiter machen.
Das kann ich nicht!, erwiderte Gott: Ich bin schon so weit, dass sie dies fast alles schafft. Sie kann sogar eine sechsköpfige Familie mit wenig Geld durchfüttern und alles andere gut regeln, da kann ich doch jetzt nicht aufgeben.
Der Engel umkreist das Modell und fragt: Kann diese Modell auch denken?
Aber ja!, sagte Gott: Es kann seinen Kindern bei allen Hausaufgaben helfen, neben seiner Arbeit noch studieren und sich fortbilden. Es ist sehr gut in Kontoführung, es kann den Ehemann bei seiner Arbeit unterstützen und da sein, wenn ihn mal der Frust packt. Es ist nämlich ein sehr guter Zuhörer.
Der Engel sah sich das Gesicht der Mutter an, strich über die Wange und meinte: Gott, hier ist dir aber ein Fehler unterlaufen, hier ist ein Leck. Du hast dir doch zuviel vorgenommen.
Das ist kein Leck!, entgegnete Gott: Das ist eine Träne.
Eine Träne, warum denn das?, wollte der Engel wissen.
Nun ja, für die vielen Gefühle, die Frau nicht immer zeigen kann. Für jedes Mitleiden, wenn es ihren Lieben schlecht geht, für die Ungerechtigkeiten, die selbst ich nicht verhindern kann, für jedes Sternchen, was nicht bei ihr bleiben kann, für manchen Moment der Einsamkeit, für die Ohnmacht und Hilflosigkeit bei jeder Gewalt, die sie oder ihre Lieben erleben müssen und für die vielen Ängste, die sie hat.
Du bist ein Genie!, meinte der Engel.
Gott sah ihn an und sagte nur: Engel, ich habe diese Träne nicht dorthin getan. Ich habe dies mal schreiben müssen ... für alle Mütter.
Danke auch ganz besonders an meine Mama.